Trotz der positiven Selbstdarstellung von Bürgermeister Dr. Rabl und Sozialreferentin Christa Raggl-Mühlberger zur aktuellen Lage in der städtischen Seniorenbetreuung gibt es Grund zur scharfen Kritik.
Die jüngsten Berichte über angebliche Erfolge bei der Nachbesetzung von Pflegekräften und der Belegung freier Betten verbergen ein zentrales Problem: Die personelle Entspannung der städtischen Pflegeheime wurde offenbar durch Abwerben von acht Fachkräften aus dem Haus Bruderliebe erreicht – eine kurzsichtige und unethische Strategie, die das System insgesamt schwächt.
Personalmangel nicht gelöst, sondern verlagert
Während die Stadt Wels sich damit rühmt, „alle offenen Stellen in der Seniorenbetreuung besetzt“ zu haben, bleibt die Frage unbeantwortet, auf wessen Kosten diese vermeintliche Erfolgsmeldung geht. Es ist kein Geheimnis, dass Pflegekräfte aus anderen Pflegeeinrichtungen abgeworben wurden, um die Lücken in der städtischen Versorgung zu schließen. Anstatt den strukturellen Problemen des allgemeinen Pflegekräftemangels entgegenzuwirken, hat die Stadt Wels lediglich das Personal von einem Engpass in den nächsten verschoben. „Es ist geradezu zynisch, diesen Personalengpass als ‚erfolgreiche Nachbesetzung‘ zu verkaufen. Die Stadt verschiebt das Problem lediglich, anstatt es zu lösen“, kommentiert Stadtparteivorsitzender Vizebürgermeister Klaus Schinninger. „Kleinere private Einrichtungen und andere Träger bleiben auf der Strecke, während sich die Stadt als Vorzeigemodell inszeniert.“
Pflegegipfel: Scheinlösungen statt nachhaltiger Konzepte
„Die Ankündigung, beim kommenden Pflegegipfel am 28. Oktober ‚positive Nachrichten‘ zu präsentieren, ist nicht nur eine Täuschung der Öffentlichkeit, sondern auch eine Missachtung der realen Herausforderungen“, kritisiert Gemeinderätin Mag.a Hannah Stögermüller, die dazu im letzten Gemeinderat einen entsprechenden Antrag eingebracht hat. Die langfristige Sicherstellung einer hochwertigen Pflege erfordert eine umfassende Strategie, die weit über das kurzfristige Stopfen von Personalengpässen hinausgeht. Was fehlt, ist ein nachhaltiges Konzept zur Ausbildung, Gewinnung und langfristigen Bindung von Pflegekräften in allen Bereichen – und das, ohne den Wettbewerb zwischen den Pflegeeinrichtungen weiter zu verschärfen.